Anlässlich des 70. Jahrestags der Bücherverbrennung Schulleiter Jürgen Nimptsch, Bibliotheksleiterin Julia Rittel |
Schulleiter Nimptsch (l.) und Kulturdezernent Dr. Ludwig Krapf (r.) gemeinsam mit Schülern. (Foto: Magunia) |
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Verbrannten Büchern Denkmal gesetzt PENNENFELD/BEUEL. Anlässlich des 70. Jahrestages der Bücherverbrennung durch die Nationalsozialisten veranstaltete das Amos - Comenius - Gymnasium in Zusammenarbeit mit dem evangelischen Kinder - und Jugendring Bonn einen Leseabend. Neun Mitglieder der Theater-AG aus den Jahrgangsstufen fünf bis zwölf lasen unter der Leitung und Mitwirkung der Lehrerin Annette Niefindt-Umlauff Auszüge aus den Werken der damals verbotenen Autoren. Unter den Vorlesenden war auch Uwe Schulz, Jugendleiter der evangelischen Hei1andkirchengemeinde. Neben Texten von unter anderem Brecht, Kästner, Lasker-Schüler und Tucholsky ergänzte die engagierte Gruppe den Abend mit erk1ärenden Hintergrundtexten, die insbesondere das Thema Jugend und Erziehung behandelten. Darüber hinaus lockerten die Akteure den interessanten Abend mit Musikeinspielungen und Projektionen zum Thema ab. Rund 50 Zuhörer ließen sich den interessanten Abend nicht entgehen. Auch die Integrierte Gesamtschule Beuel gedachte der Bücherverbrennung von 1933. Schulleiter Jürgen Nimptsch, Bibliotheksleiterin Julia Rittel und Bonns Kulturdezernent Dr. Ludwig Krapf enthüllten am Montag gemeinsam das Denkmal der unverbrennbaren Bücher in der Bibliothek. Es handelt sich bei dem von Paul Zimmermann geschaffenen Denkmal um eine Anordnung von Steinbüchern aus Granit auf einer Feuerstelle. Der Schultag an der Beueler Gesamtschule stand am Montag auch sonst
ganz im Zeichen der Bücher. Der Literaturkurs der Jahrgangsstufe zwölf
trug in den Pausen Texte zum Thema vor, während in der Aula Lesungen
für Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe neun und
zehn stattfanden. (jud)
General - Anzeiger vom 16. Mai 2003 „Bücher können brennen, aber nicht verbrennen“ Denkmal Enthüllung in der Bibliothek der Gesamtschule. Ein Objekt des Bildhauers Paul Zimmermann erinnert an die literarische Hexenverbrennung des Nazis Von Anja Kiessling Schwarze Plastikplanen hängen in der Gesamtschulaula vom ersten Stock herunter bis ins Parterre. Holzscheite, Äste und Bücher wie Hermann Hesses "Demian" und Kurt Tucholskys "Gruß nach vorn" sind zu einem Scheiterhaufen aufgeschichtet. Daneben steht ein Benzinkanister, über dem weiße Plakate flattern - mit aufgemalten züngelnden Flammen. Neben dieser Installation vom Literaturkursus der Stufe 12 erinnert jetzt noch ein zweites Kunstwerk in der Gesamtschule an den 70. Jahrestag der Bücherverbrennung. Genauer gesagt an den 10. Mai 1933, als Nationalsozialisten die Bücher unliebsamer Zeitgenossen in Flammen aufgehen ließen. Schulleiter Jürgen Nimptsch, seine Stellvertreterin Petra Kunau-Goertz und Bibliotheksleiterin Julia Rittel enthüllten in der Bibliothek das
das tonnenschwere "Große Buch der Stadt Bühl". Zur Enthüllung hatten sich Gesamtschüler und Lehrer einiges ausgedacht. Nach Isabels Klarinettensolo und Lesungen aus Texten wie "Im Westen nichts Neues" trug Felix Feuersprüche vor, die die Nationalsozialisten am Scheiterhaufen aufzusagen pflegten. Der Spruch des „2. Rufers" lautete zum Beispiel: "Gegen Dekadenz und moralischen Verfall! Für Zucht und Sitte im moralischen Staat! Ich übergebe der Flamme die Schriften von Heinrich Mann, Ernst Glaeser und Erich Kästner." 70 Jahre später ist diese literarische Hexenverbrennung bekanntermaßen Geschichte. Und so manches der einst verbrannten Bücher begleitet die Gesamtschüler im Deutschunterricht. Nimptsch fasste zusammen: Das, was in ihnen geschrieben stand, bleibt bestehen."
Badisches Tagblatt vom 31. Mai 2003 Paul Zimmermann ist an einem Schuldenkmal in Bonn-Beuel beteiligt / "Aufgeblättertes Buch vor Bürgerhaus soll an Bücherverbrennung 1933 erinnern Steinbücher als stille Mahner Bühl - Wer den Europaplatz vor dem Bürgerhaus Neuer Markt
passiert, stößt an der
In der Integrierten Gesamtschule von Beuel, mit 1340 Schülern Bonns größte Schule, wurde dieser Tage das "Denkmal der unverbrennbaren Bücher" enthüllt. Aufgetürmte Ziegelsteine bilden eine Art Grill, in dem neben angekokelten Holzscheiten auch vier Granitbücher Paul Zimmermanns liegen. Schulleiter Jürgen Nimptsch hatte den Bühler Künstler im Internet entdeckt und Kontakt mit ihm aufgenommen. Die Schule erwarb vier seiner Bücher. Mit Feuersprüchen, die die Nazis einst aufzusagen pflegten, erinnerten Schüler in einer Gedenkstunde an dieses schwarze Kapitel deutscher Geschichte. Auch Bonns Kulturdezernent Ludwig Krapf wohnte dem Ereignis in der Schul- und Stadtteil - Bibliothek bei. "Meine Idee von Büchern als Mahnmal hat Schule gemacht", freut sich der Künstler, der 1994 den Bühler Alterskunstpreis gewonnen hat. Seiner Ansicht nach hätte sich das Motiv eines Buchs auch für das Holocaust-Mahnmal in Berlin angeboten. Dazu zitiert er György Konrad, den früheren Präsidenten der Berliner Akademie der Künste, der sagte, dass sich das Volk der Juden "gelegentlich auch als das Volk des Buches betrachtet" habe. Der ehemalige Veterinärmediziner, der nach seiner Pensionierung in der Kunst als Autodidakt ein neues Betätigungsfeld fand, hat auch der Hexenverbrennung im 17. Jahrhundert in Bühl einen Gedenkstein gesetzt - in Form eines von der Pein gezeichneten Gesichts mit weit aufgerissenem Mund zur Inschrift „...lebendig in Staub und Asche verbrannt ". Die Platte, aufgestellt im Vorgarten seines Hauses, schuf Zimmermann nach einer Plastik von Max Ernst. Vor zehn Jahren wurde vor dem Bürgerhaus Neuer Markt jenes Steinbuch "aufgeblättert", das an die Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 in Berlin erinnern soll, was aber nirgends vermerkt ist. Die Stadt will so das Kunstwerk vor mutwilligen Beschädigungen schützen. "Man kann den verbrannten, sich immer wieder erneuernden Vogel Phönix, der aus der Asche steigt, hinein interpretieren“, sagt der Künstler. Mit einem Gewicht von 750 Kilogramm ist es sein bisher größtes Exemplar. Gefertigt hat es Zimmermann aus Achertäler Granit. Der von ihm bearbeitete Block nach einem Modell, das die Bühler Kunstkommission ausgewählt hatte, stammte aus den Beständen so genannter NS-Steine, die ursprünglich für den Bau einer Parteikongresshalle in Nürnberg vorgesehen waren. Am 29. Juli 1993 wurde das Kunstwerk ohne großes Aufsehen übergeben. 1993 war auch das Jahr, in dem das Stadtgeschichtliche Institut eine Retrospektive des Künstlers Walter Becker (1893-1984) zeigte, der von 1936 bis 1938 in Bühl seinen Wohnsitz hatte. In dieser Zeit musste er erleben, wie die Nazis in den Museen seine expressionistischen Werke als "entartete Kunst" beschlagnahmten und zerstörten. Becker erhielt Ausstellungsverbot. Im Gegensatz zur Literatur ist die Bildende Kunst nicht reproduzierbar. Viele seiner Werke sind unwiederbringlich verloren.
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